Vortrag | Urban Power/Knowledge Mobilities. Methodologischer Prostnationalismus auf dem Weg in die neoliberale Stadt
Mathias Rodatz | Goethe-Universität Frankfurt
Vortrag am 12.102012 im Rahmen des Workshops »Eine Zwischenbilanz — Widersprüchlichkeiten in der Neoliberalisierung des Städtischen«
Der Beitrag präsentiert erste Überlegungen zur Genese des Frankfurter Integrations– und Diversitätskonzepts. Er argumentiert, dass mit dem Paradigmenwechsel kommunaler Integrationspolitiken vor dem Hintergrund der Normalisierung der Einwanderungsrealität der Bundesrepublik neue politische Rationalitäten generiert und stadtpolitisch moblisiert werden. Dabei lässt sich am Beispiel Frankfurts beobachten, wie postnationale Epistemologien zur
Beschreibung der von „Supervielfalt“ geprägten Stadtgesellschaft aus der Migrations– und Integrationsforschung als politische Konzepte mobilisiert werden. Es zeigt sich, dass diese Mobilisierung erst im Spannungsfeld zwischen der Identität der Stadt Frankfurt als „Global City“ und „Unternehmerische Stadt“ und den damit verbundenen Neuordnungsprozessen einerseits sowie von Diskurs und etablierten Praktiken des Frankfurter Amts für multikulturelle Angelegenheiten andererseits möglich wurde. Gleichzeitig schreiben sich im Übersetzungsprozess, den die wissenschaftlichen Konzepte auf dem Weg zur stadtpolitischen Programmatik durchlaufen, die Rationalitäten der neoliberalen Stadt selbst in das Leitbild der „Stadt der Vielfalt“ ein.
Diese Prozesse werden im Beitrag unter Rückgriff auf Konzeptionen der Actor-Network Theory rekonstruiert. Die methodologische Diskussion des Beitrags zeigt dabei, dass ein solcher Zugriff grundsätzlich anschlussfähig zur Konzeption von „Urban Policy Mobilities“ ist. Das Fallbeispiel zeigt allerdings, dass deren Fokus auf die Reisen politischer Konzepte über weite geographische Distanzen nicht den Blick auf andere Konstitutionsprozesse politischer Praktiken verstellen sollte. Die vorgeschlagene Konzeption qua Actor-Network Theory erlaubt sowohl die Analyse klassischer Urban Policy Mobilities, also der Mobilisierung von stadtpolitischen „best practice“ Poliken über geographische Entfernungen, als auch die Mobilisierung von Ideen aus anderen Wissensfeldern für die Konzeption von Stadtpolitiken zu erfassen – also der Mobilisierung von Ideen über „epistemologische Entfernungen“ zu beschreiben und zu theoretisieren.
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