Neuordnung städtischer Verwaltungen

New Public Management am Beispiel der Liegenschaftsverwaltung in Berlin und Frankfurt am Main

In dem Pro­jekt wird unter­sucht, wel­che Aus­wir­kun­gen die Ratio­na­li­sie­rung kom­mu­na­ler Ver­wal­tun­gen unter dem Label New Public Manage­ment auf die Wahr­neh­mung von und den Umgang mit kom­mu­na­len Lie­gen­schaf­ten hat.
Was Van­cou­ver und New York für BIDs, Bar­ce­lona und Bil­bao für Stadt­pla­nung und Stadt­er­neue­rung sind, sind die Städte Til­burg (NL), Christ­church (NZ) und Pho­enix (USA) für New Public Manage­ment. Die drei Städte wur­den 1992 von der Ber­tels­mann Stif­tung in Zusam­men­ar­beit mit der Kom­mu­na­len Gemein­schafts­stelle für Ver­wal­tungs­ver­ein­fa­chung (KGSt) im Rah­men eines inter­na­tio­na­len Leis­tungs­ver­gleichs zu Modell­städ­ten für die Reor­ga­ni­sie­rung kom­mu­na­ler Ver­wal­tun­gen gekürt. Das aus die­sem Ver­gleich her­vor­ge­gan­gene – am sog. Tillburger-Modell ori­en­tierte – Neue Steue­rungs­mo­dell (NSM) ist das wesent­li­che Ergeb­nis der Mobi­li­sie­rung, Trans­for­ma­tion und Adap­tion der Idee des New Public Manage­ments. Wesent­li­che Merk­male des NSM sind:

  • Der Hand­lungs­druck ent­stehe auf­grund sin­ken­der Ein­nah­men und gestie­ge­ner Auf­ga­ben­last der Kom­mu­nen und müsse als not­wen­dige Folge zum Abbau von Leis­tun­gen führen.
  • Die Imple­men­tie­rung basiere nicht auf grund­le­gen­den Geset­zes­än­de­run­gen, son­dern der Dyna­mi­sie­rung beste­hen­der Strukturen.
  • Das Leit­bild des Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­mens Kom­mu­nal­ver­wal­tung wird als Ant­wort auf dia­gnos­ti­zierte Funk­ti­ons­män­gel ent­wor­fen und baut auf einer unter­neh­mens­ähn­li­chen, dezen­tra­len Füh­rungs– und Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur auf.

Die auf Dezen­tra­li­tät und Akti­vie­rung der Kom­mu­nen abzie­lende Umset­zung sowie gleich­zei­tig durch­ge­führte Kon­so­li­die­rungs­pro­gramme hat­ten zur Folge, dass Anfang der 2000er nach zehn Jah­ren NSM in vie­len Kom­mu­nen zwar ein­zelne Ele­mente the­ma­ti­siert und z.T. auch ein­ge­führt wur­den, sich aber ins­ge­samt ein sehr hete­ro­ge­nes Bild bie­tet. Nichts­des­to­trotz kann bspw. bei der Haus­halts­füh­rung eine gewisse Kon­tin­genz iden­ti­fi­ziert wer­den. In mitt­ler­weile allen Bun­des­län­dern exis­tie­ren gesetz­li­che Rege­lun­gen zur Ein­füh­rung eines betriebs­wirt­schaft­li­chen Haus­halts­we­sen in den Kom­mu­nen, das sich durch die Erfas­sung aller kom­mu­na­ler Ver­mö­gens­be­stände und die Bestim­mung der Kos­ten aller kom­mu­na­ler Leis­tun­gen aus­zeich­net.
Wurde in Unter­su­chun­gen maß­geb­lich der Grad der Umset­zung des NSMs bun­des­weit oder im Län­der­ver­gleich the­ma­ti­siert, sind die Aus­wir­kun­gen der Ratio­na­li­sie­rung kom­mu­na­ler Ver­wal­tun­gen auf spe­zi­fi­sche stadt­po­li­ti­sche Berei­che völ­lig unter­be­lich­tet (abwei­chend Lebuhn 2007, 2010). Vor die­sem Hin­ter­grund wird in dem Pro­jekt am Bei­spiel der Lie­gen­schafts­ver­wal­tung in den Städ­ten Frank­furt am Main und Ber­lin fol­gen­den Fra­gen nachgegangen:

  • Wel­che NPM/NSM-Elemente las­sen sich iden­ti­fi­zie­ren und wel­che Aus­wir­kun­gen haben diese auf die Wahr­neh­mung von und den Umgang mit kom­mu­na­len Liegenschaften?
  • Wel­che Pro­ble­ma­ti­sie­run­gen, Refe­renz­punkte, Ent­wick­lungs­li­nien und loka­len Kräf­te­ver­hält­nisse prä­gen die Restruk­tu­rie­rung kom­mu­na­ler Liegenschaftsverwaltung?
  • Wel­che Bedeu­tung haben diese Ent­wick­lun­gen mög­li­cher­weise für neo­li­be­rale Neu­ord­nun­gen des Städtischen?

Lei­tung: Susanne Heeg, Marit Rosol
Bear­bei­tung: Felix Silomon-Pflug

Pro­jekt­be­zo­gene Publikationen

NichtVerwendenP1

Aktuelles aus dem Projekt:

Neuerscheinung | Themenheft der Geographischen Zeitschrift

GZ_2013_3-4_125-131_Einleitung_Belina_Seite_1In der Geo­gra­phi­schen Zeit­schrift ist ein Dop­pel­heft mit Bei­trä­gen aus vie­len Teil­pro­jek­ten unse­res For­schungs­ver­bunds erschie­nen. Die Ein­lei­tung ist frei abruf­bar, alle wei­te­ren Bei­träge sind über Biblio­the­ken mit Abon­ne­ment via ingen­ta­connect zu beziehen. 

Die Zeit­dia­gnose „neo­li­be­ral“ ist seit den 1990er Jah­ren, ver­stärkt noch durch die Wirt­schafts– und Finanz­krise seit dem Jahr 2008, in Bezug auf viele gesell­schaft­li­chen Berei­che gän­gig gewor­den: Ein neo­li­be­ra­li­sier­tes Bil­dungs­sys­tem wird ebenso dia­gnos­ti­ziert wie eine neo­li­be­ra­li­sierte Wirt­schafts­ord­nung oder eben neo­li­be­rale städ­ti­sche Ent­wick­lun­gen. In den Sozi­al­wis­sen­schaf­ten zie­len die meis­ten Ana­ly­sen auf eine Beschrei­bung und Erklä­rung gegen­wär­ti­ger Ver­än­de­run­gen im all­täg­li­chen Zusam­men­le­ben und ihrer Ver­bin­dung zu neo­li­be­ra­ler Theo­rie und Poli­tik. Sel­te­ner sind Per­spek­ti­ven vor­zu­fin­den, die nicht nur neo­li­be­rale Umfor­mun­gen kon­sta­tie­ren, son­dern dar­über hin­aus die gemach­ten Beob­ach­tun­gen in eine kon­zep­tio­nelle Debatte über Neo­li­be­ra­lis­mus selbst über­füh­ren. In dem Fall ginge es darum, auch Ambi­va­len­zen und Brü­che inner­halb des Neo­li­be­ra­len zu the­ma­ti­sie­ren, damit des­sen Pro­zess­haf­tig­keit deut­li­cher begrif­fen wer­den kann. Die­sen Anspruch hat das vor­lie­gende The­men­heft, das Bei­träge zu neo­li­be­ra­len Neu­ord­nun­gen des Städ­ti­schen ver­eint, die an empi­ri­schen Ana­ly­sen auch theoretisch-konzeptionelle Ein­ord­nun­gen zum gegen­wär­ti­gen Sta­tus der Neo­li­be­ra­li­sie­rung in Städ­ten vor­neh­men. Den Hin­ter­grund für alle Bei­träge bil­den gemein­same Dis­kus­sio­nen der Autor_innen zum Begriff des Neo­li­be­ra­lis­mus und sei­ner Rele­vanz in der Stadtforschung.

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1 Featured

Vortrag | Neoliberale Neuordnung des Staates als Verlust relativer Autonomie

Felix Silomon-Pflug | Goethe Universität Frankfurt

Vor­trag am 06.10.2013 im Rah­men des Geo­gra­phen­tags in Passau.

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0 Neuordnungen4.2 Vortragsarchiv (Audio)

Neuerscheingung | sub/urban 01/2013

sub/urban - zeitschrift für kritische Stadtforschung

Das erste Heft der neu gegrün­de­ten open-access ist erschienen.

»Wäh­rend es in der inter­na­tio­na­len For­schungs­land­schaft eine große Anzahl an Zeit­schrif­ten mit einem Fokus auf Stadt, Raum und Urba­nes gibt, fin­den sich im deutsch­spra­chi­gen Stadtforschungs-Kontext bis­her wenige Zeit­schrif­ten, die wis­sen­schaft­li­che Qua­li­tät, kri­ti­sche Ansätze und trans­dis­zi­pli­näre Per­spek­ti­ven ver­ei­nen (eine große Aus­nahme bil­det die bereits im 13. Jahr in Wien erschei­nende Zeit­schrift dérive). Mit dem Thema Stadt­for­schung beschäf­ti­gen sich unter­schied­li­che Dis­zi­pli­nen: Geo­gra­phie, Sozio­lo­gie, Pla­nung, Archi­tek­tur, Eth­no­lo­gie, Geschichte, Phi­lo­so­phie oder Kul­tur­wis­sen­schaft. Wissenschaftler_innen aus die­sen Berei­chen publi­zie­ren aber über­wie­gend in Fach­zeit­schrif­ten ihrer jewei­li­gen Dis­zi­plin.­ Zudem wer­den aka­de­mi­sche Dis­kus­sio­nen nicht nur dis­zi­pli­när getrennt, son­dern meist auch jen­seits von poli­ti­schen, akti­vis­ti­schen oder künst­le­ri­schen Posi­tio­nie­run­gen geführt. Dies hat oft­mals ver­kürzte und ein­sei­tige Dis­kus­sio­nen zur Folge. Pro­duk­tive trans­dis­zi­pli­näre Aus­ein­an­der­set­zun­gen fin­den zu sel­ten statt, und wenn, dann in Form ein­zel­ner Tagun­gen oder Buchprojekte.

Aller­dings zeich­net sich auch im deutsch­spra­chi­gen Raum ein wach­sen­des Inter­esse an städ­ti­schen Phä­no­me­nen und ihrer Aus­deu­tung ab, erkenn­bar an der Viel­zahl neuer For­schungs­pro­jekte, Stu­di­en­pro­gramme und Inter­net­sei­ten. Ein Groß­teil der neue­ren Beschäf­ti­gun­gen ist jedoch aus unse­rer Sicht durch unpo­li­ti­sche und/oder wenig reflek­tierte Aneig­nun­gen städ­ti­scher The­men gekenn­zeich­net. Dar­auf rea­giert s u b \ u r b a n mit der Schaf­fung eines wis­sen­schaft­li­chen Forums, das deutsch­spra­chi­gen Dis­kus­sio­nen im hete­ro­ge­nen Feld kri­ti­scher Stadt­for­schung mehr Kon­ti­nui­tät und Sicht­bar­keit ver­lei­hen soll.« (Quelle: Edi­to­rial sub/urban 01)

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5 Publikation

Veranstaltungshinweis | Summer School "Geographische Stadtforschung"

Neoliberalisierung, Exklusionen, Widerstände

23. bis 27. Sep­tem­ber 2013 am Human­geo­gra­phi­schen Insti­tut der Goethe-Universität Frank­furt am Main

Nach drei erfolg­rei­chen geo­gra­phi­schen Som­mer­schu­len in Erl­na­gen 2010, Hei­del­berg 2011 und Müns­ter 2012 (vgl. Archiv) laden wir mit Freu­den zur Som­mer­schule »Geo­gra­phi­sche Stadt­for­schung« nach Frank­furt am Main ein.

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0 Neuordnungen3 Termin

Vortrag | Was wollen wir wetten? Immobilienspekulationen und Stadtentwicklung

Susanne Heeg | Goethe-Universität

Vor­trag im Rah­men der Ver­an­stal­tung Wer­ten und Ver­wer­ten. Oeko­no­mi­sche Grund­la­gen für ein »Recht auf Stadt« am 8. Okto­ber 2012 bei ur3anize! 2012 im Archi­tek­tur­zen­trum Wien, pro­du­ziert von derive — Radio für Stadt­for­schung.

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0 Neuordnungen4.2 Vortragsarchiv (Audio)

Vorträge zum Workshop jetzt online | Eine Zwischenbilanz - Widersprüchlichkeiten in der Neuordnung des Städtischen

Audioarchiv mit neuen Beiträgen

Am 12.10.2012 fand am Insti­tut für Human­geo­gra­phie der Goethe-Universität Frank­furt ein Work­shop zur Prä­sen­ta­tion und Dis­kus­sion der Zwi­schen­er­geb­nisse des DFG-Verbundprojektes »Neu­ord­nun­gen des Städ­ti­schen im neo­li­be­ra­len Zeit­al­ter« statt.

Alle Bei­träge zum Download:

Anne Vogelp­ohl & Marit Rosol (Goethe-Universität Frank­furt): »Ein­füh­rung«

Mar­git Mayer (Freie Uni­ver­si­tät Ber­lin): Keynote-Vortrag „Wider­sprüch­lich­kei­ten in der Neo­li­be­ra­li­sie­rung des Städtischen“

Nadine Mar­quardt & Iris Dzudzek (Goethe-Universität Frank­furt): »Theoretisch-konzeptionelle Zugriffe auf die ›Neu­ord­nun­gen‹ des Städ­ti­schen – eine Problematisierung«

Chris­tian Schwe­des & Felix Silomon-Pflug (Goethe-Universität Frank­furt): »Urban Policy Mobi­li­tes im Span­nungs­feld zwi­schen Rei­sen und Ankommen«

Jenny Kün­kel (Goethe-Universität Frank­furt): »Wis­sen / Macht / Lokale Poli­tik – Poten­tiale und Pro­bleme der Urban Policy Mobi­lity Studies«

Mathias Rodatz (Goethe-Universität Frank­furt): »Urban Sci­ence Mobi­li­ties. Metho­do­lo­gi­scher Post­na­tio­na­lis­mus auf dem Weg in die neo­li­be­rale Stadt«

0 Neuordnungen

Vortrag | Urban Policy Mobilities im Spannungsfeld zwischen Reisen und Ankommen

Felix Silomon-Pflug & Christian Schwedes | Goethe-Universität Frankfurt

Vor­trag am 12.102012 im Rah­men des Work­shops »Eine Zwi­schen­bi­lanzWider­sprüch­lich­kei­ten in der Neo­li­be­ra­li­sie­rung des Städ­ti­schen«

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0 Neuordnungen4.2 Vortragsarchiv (Audio)

Veranstaltungshinweis | Werten und Verwerten. Ökonomische Grundlagen für ein Recht auf Stadt

Diskussion im Rahmen von ur3anize! 2012 : Stadt selber machen | Int. Festival für urbane Erkundungen [Wien]

Mon­tag, 08. Okto­ber 2012, 19 Uhr | Az W — Archi­tek­tur­zen­trum Wien | 7., MQ, Muse­ums­platz 1 | U2/U3 Museumsquartier

Immo­bi­li­en­ent­wick­lung, die in ers­ter Linie der Gewinn­ma­xi­mie­rung dient, stellt die Städte zuneh­mend vor eine Viel­zahl an Pro­ble­men. Wie aber kann eine städ­ti­sche Ent­wick­lung initi­iert wer­den, die sich nicht alleine nach Pro­fit, son­dern nach rea­len Bedürf­nis­sen der Bewoh­ne­rIn­nen, sozia­len und kul­tu­rel­len Kri­te­rien richtet?

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Veranstaltungshinweis | Urban Futures

Workshopreihe und Aktionswochen der Böll-Stiftung am 21.9-8.11.2012 in Hannover

Mit einem Vor­trag aus dem For­schungs­schwer­punkt »Neu­ord­nun­gen des Städ­ti­schen im Neo­li­be­ra­len Zeit­al­ter« von Prof. Dr. Susanne Heeg zum Thema »Wem gehört die Stadt?« am Mon­tag, den 24.09.2012 um 19.00 Uhr.

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Konferenz | Create your City!

Von der Vermarktungsstrategie zur offenen Produktionsgemeinschaft?
Kollaborations- und Raumstrategien in Kunst, Kreativwirtschaft und Zivilgesellschaft

2. Juli 2012 Ber­lin. Forum Fac­tory, Bes­sel­straße 13–14

Anmel­dung bis 29.6.2012 unter stadtpolitik@bildungswerk-boell.de

Ver­an­stal­ter: Bil­dungs­werk Ber­lin der Hein­rich Böll Stif­tung / www.bildungswerk-boell.de

Die Ver­an­stal­tung wird rea­li­siert mit Mit­teln der Stif­tung Deut­sche Klas­sen­lot­te­rie Berlin

Koope­ra­ti­ons­part­ner: Böll­stif­tung, Krea­ti­vquar­tier Süd­li­che Fried­rich­stadt, Ber­li­ner Kunst­halle e.V.

Die Kon­fe­renz »CREATE YOUR CITY !« fokus­siert auf die Dyna­mik krea­ti­ver Stra­te­gien, Pro­jekte und Netz­werke aus Sicht der Teil­neh­mer und Pro­du­zen­ten der »Krea­ti­ven Stadt«. Sie stellt damit die Krea­tive Stadt-Perspektive auf den Kopf, wel­che seit 10 Jah­ren im Sinne Richard Flo­ri­das die Steue­rung und die glo­bale Ver­mark­tung von loka­len Kul­tur– und Krea­tiv­mi­lieus pro­pa­giert. Wei­ter­le­sen »

3 Termin

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